Arbeitsbedingungen in Callcentern bei „Klartext Herr Laschet“ im ZDF – 09.09.2021

Danke für Deinen Einsatz, Ralf!

Ralf hat es wahrgemacht und dem Kanzlerkandidaten Herrn Laschet mit den Tatsachen rund um die Beschäftigung von Callcenterbeschäftigten und Niedriglöhnern konfrontiert. Und das Live vor einem Millionenpublikum!

Ab Minute 59 könnt ihr Euch den Beitrag selbst nochmal ansehen:

https://www.zdf.de/politik/klartext/klartext-herr-laschet-2021-bundestagswahl-100.html

Schnell war Ralf klar, dass es hier kein Klartext von Herrn Laschet geben würde. „Bis auf wenige Ausnahmen hat Herr Laschet es vorgezogen sich in Beschreibungen des Problems der Fragenden zu ergehen, ohne auf die Frage konkret einzugehen. Die Benutzung des Konjunktivs in seinen Ausführungen wurde an diesem Abend sehr strapaziert“, so Ralf.

Hier der genaue Wortlaut von Ralf an Herrn Laschet:

„160000 Menschen arbeiten in Deutschland in der CallCenter Branche so wie ich. Mit ganz wenigen Ausnahmen zum Mindestlohn, unter Arbeitsbedingungen und mit Arbeitsverträgen, die den Ausbeutungs-Charakter in dieser Branche ganz deutlich zeigen.

Fast 2 Millionen Beschäftigte, 4,5% der arbeitenden Bevölkerung müssen zum Mindestlohn arbeiten.  Wenn unsere laufenden Kosten im Monat weg sind, haben 14% von uns nicht mal mehr das Existenzminimum zum Leben. Viele müssen dann beim Arbeitsamt aufstocken oder 2 oder 3 Jobs machen damit es irgendwie reicht. Wenn wir in Rente gehen, werden viele von uns von Altersarmut bedroht sein.

Es fühlt sich absolut schrecklich an, wenn man Vollzeit arbeitet und am Ende des Geldes überlegen muss, wie man den restlichen Monat rumbekommt. Wenn Sie durch ihre Arbeit nicht in der Lage sind sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, oder ihre Familie so zu versorgen, wie das normalerweise sein sollte, wenn man arbeiten geht.

Der Grund für diese Situation liegt zum einen in der Gier der Unternehmen. Man beutet seine Mitarbeiter aus, die froh sind überhaupt einen Job zu haben und präsentiert dann seinen Aktionären dicke Gewinne und zum anderen liegt das an der jahrelangen Untätigkeit und dem Desinteresse der Politik, das ist zumindest meine Wahrnehmung.

Und das Schlimme ist, keine der beiden Seiten hat irgendein schlechtes Gewissen dabei.
Wir müssen uns anhören: “Tja, ihr arbeitet im Niedriglohnsektor, was erwartet ihr denn, da gibt’s eben nicht mehr“

Die Politiker ignorieren seit Jahren in den verschiedenen Regierungskonstellationen, an denen ihre Partei immer maßgeblich beteiligt war, die berechtigten Forderungen der Gewerkschaften und Sozialverbände nach einer ausreichenden Erhöhung des Mindestlohns.

In ihrem Wahlprogramm sprechen Sie von einem „Entfesselungspaket für die Wirtschaft“ in dem sie Unternehmen von Steuern und Bürokratie „entlasten“

Die 2 Millionen Menschen im Mindestlohn werden nicht erwähnt.

Also Herr Laschet, warum sehen Sie keine Veranlassung den Mindestlohn zu erhöhen? Warum wollen Sie und ihre Partei nicht dafür sorgen, dass 2 Millionen Arbeitnehmer durch ihre Arbeit ein lebenswertes Auskommen haben und die wichtigste Frage, warum sollten denn dann wohl ich und meine 2 Millionen Kollegen bei Ihrer Partei das Kreuz machen?

Sie bewerben sich als Kanzlerkandidat für alle Deutschen, 2 Millionen davon sind ihnen aber wohl schon mal egal…“

Herr Laschet verwies im Kern darauf, dass die Höhe des Mindestlohns von einer Kommission aus Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ausgehandelt wird. (Der Mindestlohn kann jedoch auch per Verordnung der Regierung erhöht werden.) Da die Sendezeit und somit Redezeit begrenzt war, hatte Ralf leider nicht die Möglichkeit zu den Antworten von Herrn Laschet Stellung zu beziehen. Deshalb nun hier die Ausführungen von Ralf im Nachgang: „

  1. Der Mindestlohn wurde lange Zeit von der CDU als Koalitionspartner blockiert und erst durch massiven Druck der Gewerkschaften und letztlich auch der SPD als Koalitionspartner Nr.2, eingeführt. Damit konnte erstmals zumindest im Kleinen die Ausbeutung im Niedriglohnsektor bekämpft werden.
  2. Laut Herr Laschet darf die Politik nicht den Lohn festsetzten, dass soll Aufgabe der Gewerkschaften und Arbeitgeber sein. Nun Herr Laschet, in Betrieben ohne Tarifbindung zeigt sich völlig überraschend, dass die Arbeitgeber wenig bis kein Interesse haben Löhne zu steigern. Komisch oder, wie kann das bloß sein? Gerade in diesen Betrieben ist es unumgänglich, dass die Politik mit einem Bekenntnis zum Mindestlohn in ausreichender Höhe, die Beschäftigten schützt. Das Herr Laschet und seine CDU dies nicht wollen ist in seiner Antwort sehr deutlich geworden.
  3. Seine Ausführungen zu Steuersenkungen, Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit hatte ebenfalls absolut nichts mit meiner Frage zu tun.
  4. Auf die Frage warum wir 2 Millionen Mindestlöhner unser Kreuz bei der CDU machen sollen habe ich ebenfalls keine Antwort erhalten
  5. Arroganter Weise empfahl er mir auch noch, ich könnte mir ja was Anderes suchen und ich würde schon was Besseres finden. Da bin ich immer noch wütend drüber. Genau dieses Argument bringt nämlich auch unsere Geschäftsleitung, wenn wir auf Löhne zu sprechen kommen. Ihr könnt ja gehen, wenn es euch nicht gefällt. Nein wollen wir nicht. Wir wollen das es besser für uns wird, hier wo wir arbeiten und dafür kämpfen wir!

Und immer noch gilt: Schaut Euch genau an, wo ihr Euer Kreuz setzt. Und setzt auf jeden Fall eins!

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