Ein Gleichgewicht muss her
Arbeitszeitrealitäten im Dienstleistungssektor sind geprägt von zunehmender Entgrenzung und Verdichtung: lange Wochenarbeitszeiten, Erreichbarkeitsanforderungen außerhalb der Arbeitszeiten und unbezahlte Arbeit, oft in Form unbezahlter Überstunden sind für viele Beschäftigte Realität. Dazu kommt eine steigende Arbeitsintensität, bedingt etwa durch unrealistische Leistungsbemessungen und zu knappe Personalschlüssel. Wie kann eine gute Arbeitszeitgestaltung aussehen und welche Faktoren gilt es, hier zu berücksichtigen?
Wer mehr dazu lesen möchte: https://innovation-gute-arbeit.verdi.de/themen/arbeitszeit
Arbeitszeit kann unter verschiedenen Aspekten betrachtet werden – individuell angepasste Arbeitszeit gibt es kaum … aber es gibt Gesetze, Grundlagen und Rahmenbedingungen. Diese findest du unter dem Reiter: Rechtliche Grundlagen
Ein Blick in die Geschichte der Arbeit zeigt – Arbeitsschutz beginnt als Arbeitszeitschutz– Arbeitszeit bildet den Rahmen zur Erbringung der Arbeitsleistung. Dieser Rahmen wird immer wackliger und droht auseinander zu brechen. Wir erleben es täglich: Arbeit und Privatleben fließen immer mehr ineinander und/oder Arbeitszeiten erhalten mehr Priorität als private Zeitwünsche und -anforderungen. Für viele Beschäftigte entpuppt sich der Betrieb als alleinge Taktgeber über die Entscheidung von Arbeitszeit und privater Zeit. Viele Menschen können dem zunehmenden Arbeitsdruck nicht mehr standhalten. Sie sollen:
- immer flexibel und intensiver arbeiten
- sich den Rhythmen betrieblicher Anforderungen anpassen
- sie sollen allzeit verfügbar sein
Immer länger werdende Arbeitszeiten, die Ausdehnung der Betriebszeiten in die Abendstunden, auf den Samstag sowie die Sonn- und Feiertage greifen immer stärker um sich. gleichzeitig steigt die Arbeitsintensität. Eine solche Entwicklung macht auf Dauer die Beschäftigten und das gesellschaftliche Zusammenleben kaputt. Lange Arbeitszeiten und weitere Arbeitszeitverlängerungen verschärfen die soziale Ungleichheit, gefährden die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden. Sie gefährden Arbeitsplätze, sind oftmals Familien. und partnerschaftsfeindlich, verhindern ehrenamtliches Engagement und lebenslanges Lernen und führen nicht zuletzt zu Rückschritten in der Geschlechtergerechtigkeit. Vielen Beschäftigten geht die Arbeit „auf die Knochen“, auf Dauer ist das tägliche Arbeitspensum einfach zu viel. Die steigende Belastung, der sich viele Beschäftigte ausgesetzt sehen, führt nicht nur zu längeren Arbeitszeiten. Sie bedeutet auch, dass immer mehr Arbeit in immer kürzerer Zeit erledigt werden soll. Arbeitspensum und Arbeitszeiten sind somit wie zwei Seiten einer Medaille. Nimmt die eine Größe zu, muss die andere abnehmen, damit gesundheitliche Schäden bei den Beschäftigten vermieden werden. Je höher also die Leistungsanforderungen sind, desto kürzer müssten die Arbeitszeiten sein, um ausreichende Regeneration und Erholung zu gewährleisten.
Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht…
… sind Arbeitszeiten aber nur dann human und gesundheitsverträglich, wenn:
- keine physischen oder psychischen Schädigungen oder Störungen der Gesundheit hervorgerufen, sondern die physischen und psychischen sowie sozialen Erfordernisse der Beschäftigten beachtet werden
- keine nennenswerten Beeinträchtigungen des physischen und psychischen Wohlbefindens hervorgerufen werden
- und mit den persönlichen Bedürfnissen und Erfordernissen der Betroffenen vereinbar sind.
Daher bedeuten
- Arbeitszeiten verkürzen statt verlängern
- Einfluss auf die Dauer und Lage von Arbeitszeit zu nehmen,
- mitzubestimmen und zu gestalten
immer ein Stück Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten und damit die Lebensqualität zu gewinnen.